Markus R. beim Vorstieg | © Bergfreunde-Muenchen BHS

Eis und Gletscherkurs 2024 Oberwalderhütte (2973 m)

TL: Markus Reindl
TN: 6
Autor: Julian V.
Bilder: Bahram, Julian, Gerald, Stefan und Tobi
23.08.2024 - 26.08.2024

Um Neues zu lernen und Altes aufzufrischen, machten wir uns Ende August für vier Tage auf den Weg zur Oberwalderhütte (2973 m) am Großglockner. Treffpunkt war am Freitagmorgen um 7 Uhr. Aufgrund mehrerer Absagen waren wir nur zu siebt, doch die Vorfreude war ungebrochen.
Nach einer staufreien Fahrt und unzähligen überholten Fahrradfahrern auf der Großglockner Hochalpenstraße erreichten wir bei Kaiserwetter die Kaiser-Franz-Josefs-Höhe. 

Bereits nach wenigen Metern hatten wir jedoch den ersten Ausfall: Bei einem Teilnehmer verabschiedete sich die Schuhsohle – die letzte Hochtour war wohl doch schon zu lange her. Glücklicherweise gab es ein Sportgeschäft nur 30 Minuten entfernt, und so waren wir pünktlich zum Mittagessen auf der Oberwalderhütte wieder vollzählig.
Der Aufstieg zur Hütte, etwa 600 Höhenmeter, verlangte uns einiges ab. Wer gut gepackt hatte, war klar im Vorteil, denn das Gepäck mit Hochtourenausrüstung und zusätzlich zwei 60-Meter-Seilen war schwerer als gewohnt. Kurz vor der Hütte mussten wir noch eine kurze Klettersteigpassage meistern, die dank trockenem Wetter und großzügiger Sicherungen aber gut machbar war.

Nachdem wir unsere Zimmer bezogen und uns mit Gulasch, Kaspressknödeln oder Kaiserschmarrn gestärkt hatten, ging es direkt los auf die Pasterze, die nur wenige hundert Meter hinter der Hütte beginnt. Für einige war es der erste Kontakt mit Steigeisen. Nachdem wir alle erfolgreich die Steigeisen angelegt hatten, machten wir uns in einem kleinen Parcours mit dem neuen Gefühl unter den Sohlen vertraut und sammelten erste Erfahrungen mit dem Eispickel. Außerdem bildeten wir eine erste Seilschaft als Vorbereitung für unsere größere Tour über den Gletscher am nächsten Tag.

Den Abend ließen wir in gemütlicher Runde bei Schnitzel, vegetarischer Alternative (Beilage ohne Schnitzel) und einer kleinen Theorie-Einheit ausklingen.

Da wir die Besteigung des Großglockners auf das nächste Jahr verschoben hatten, mussten wir am Samstag zwar nicht vor Sonnenaufgang aufstehen, fanden uns aber trotzdem schon kurz nach 8 Uhr wieder auf dem Gletscher ein. Heute standen vor allem das Bilden einer Seilschaft, die Spaltenbergung und etwas Klettern mit Eisgeräten auf dem Plan.

Abgesehen von einzelnen Wolkenfeldern, die ab und zu über den Gletscher zogen, zeigte sich das Großglocknermassiv bei strahlendem Sonnenschein in all seiner Schönheit. Der Gletscher war heuer weitestgehend aper, was uns einerseits die Suche nach einer geeigneten Spalte zum Üben der Spaltenbergung erleichterte, andererseits aber auch erschreckend war, da man dem Gletscher bei gefühlten 20 Grad quasi beim Dahinschmelzen zusehen konnte.

Nachdem sich jeder einmal aus der Spalte hatte ziehen lassen, suchten wir nach einer geeigneten Eiswand, um den Umgang mit Steigeisen und Eisgeräten in der Vertikalen zu üben. Nach der ein oder anderen Sackgasse fanden wir eine perfekte Stelle und konnten in traumhafter Kulisse unseren Mut unter Beweis stellen. Manch einer entschloss sich kurzerhand, ein unfreiwilliges Bad in einer hüfttiefen Pfütze zu nehmen, und musste schon vorzeitig zur Hütte zurückkehren.

Nach einem durch und durch erfolgreichen Tag kehrten wir pünktlich zum Abendessen zur Hütte zurück, genossen das sehr leckere Essen und gingen nach einem kurzen Exkurs zur Wetterkunde geschafft, aber glücklich ins Bett.

Am Sonntag stand eine größere Gletschertour zur Hohen Riffl (3.338 m) auf dem Plan, die wir jedoch aufgrund des vorhergesagten Wetterumschwungs am Nachmittag kurzerhand zu einer kleineren Tour auf den Vorderen und Mittleren Bärenkopf (3.249 m & 3.358 m) umplanten. Ohnehin waren wir heute nur zu fünft, da dem ein oder anderen gestern die Sonne zu Kopf gestiegen war oder die Schuhe nach dem unfreiwilligen Bad in der Pfütze noch nicht getrocknet waren.

Bei nicht mehr ganz so herrlichem, aber immerhin trockenem Wetter machten wir uns also in Fünfer-Seilschaft auf den Weg und waren schon am frühen Nachmittag, noch vor Einsetzen des Regens, wieder auf der Hütte.

In der Nacht regnete und stürmte es heftig, aber pünktlich zu unserem Abstieg zurück zur Kaiser-Franz-Josefs-Höhe hörte es wieder auf, sodass wir trockenen Fußes zurück zum Auto wandern konnten. Den Klettersteig übersprangen wir kurzerhand, nahmen eine Abkürzung und ließen uns von Markus abseilen.

Ein ganz herzliches Dankeschön an Markus und Stefan für die hervorragende Ausbildung und für das wunderbare Wochenende!