Montblanc Massiv | © Bergfreunde München

MontBlanc Umrundung in 6 Tagen

Juli 2021, Gertraut Kolmer-Schindler

01.08.2021

Tag 1 - Les Contamines zum Refuge des Mottets (Frankreich)

Mit ziemlich großer Erwartungsaufregung stiegen wir durch ein langgezogenes grünes Tal zusammen mit zahlreichen „Montblanclern“ zum Col du Bonhomme  (2 329 m) hinauf.
Die Wolken wurden glücklicherweise durch den Wind bewegt und es öffneten sich immer wieder atemberaubende Blicke auf steile Gipfel, Gletscherzungen oder Täler. An dem Refuge du Col de la Croix du Bonhomme stellten wir uns schnell unter das Dach, denn es hagelte und regnete plötzlich kräftig. Trotzdem entschieden wir uns als Optimisten für den längeren, alpinen Weg über den Col des Fours (2 665 m) und wurden tatsächlich mit Sonne für den Rest des Weges belohnt. Die Steige zur Hütte waren gut begehbar und schlängelten sich über Schneefelder und durch Bergflanken mit langen Furchen, entstanden durch Wasser und Gletscher.
Wir staunten über die üppigen und vielfältigen Blumenwiesen mit Flächen von Arnika, Glockenblumen und Türkenbund. Etwas müde von den vielen Höhenmetern, aber tief beeindruckt kamen wir beim Refuge im Chapieux Tal an und freuen uns darüber, dass der Gepäcktransport geklappt hatte. Was für Genuss kann nach einem solchen Tag eine heiße Dusche und ein gutes französisches Essen sein! Die Überraschung des Tages war die Wirtin, die beim Dessert mit einer Drehorgel ein paar Abendlieder spielte (1 605 Hm auf, 940 Hm ab).

Tag 2 - Refuge des Mottets zum Rifugio Elena (Italien)

Pünktlich um 8 Uhr wurde unser Gepäck abgeholt und damit waren wir bereit für den nächsten Wandertag. Mit einem Wetter, das Alles und Nichts versprach stiegen wir wieder mit vielen anderen auf den Col de la Seigne (2 516 m) und prägten uns von einer verfallenen Zollstation aus nochmals das gewaltige Bergpanorama ein. Beim Abstieg nach Courmayeur wählten wir als Pausenplatz einen Blumenhügel gegenüber dem Rifugio Elisabetta. Eine bessere Brotzeitkulisse kann man sich nicht vorstellen, denn hinter der Hütte baute sich der Gletscher mit schroffen Gipfeln und schimmernden Eisfeldern auf. Beim langen Abstieg konnten wir ein furchtloses Seniormurmeltier ausgiebig beobachten und Johanna steuerte geologische Erklärungen zu den verschiedenen Gesteinen bei. Der Bustransfer vom Val Veny ins Val Ferret klappte reibungslos und Johanna plauderte natürlich angeregt mit dem Busfahrer. Beim Aufstieg zum Rifugio Elena mussten wir immer wieder in das unter uns liegende wilde Flusstal schauen. Es sah ernsthaft nach Regen aus – vor allem für den nächsten Tag. Auf der Hütte bekamen wir eine wunderbare italienische „Cena“, wurden aber nach dem Dessert sofort wegen Desinfizieren der Tische vertrieben. Den Wein mussten wir im Stehen in einer Ecke austrinken. Trotz der strengen Corona-Maßnahmen schliefen wir mit allen „Montblanclern“ in einem riesigen Schlafsaal, zwar mit Abstand, aber – Logik ist Luxus (925 Hm auf, 855 Hm ab).

Tag 3 - Rifugio Elena zum Relais d`Arpette Champex Lac (Schweiz)

Es hatte schon während der Nacht ausgiebig geregnet. Deshalb warteten wir nach einem italienischen Frühstück etwas ab. In voller Regenmontur stiegen wir dann einsam hinauf zum Grand Col du Ferret (2 535 m), wieder mit einem Rundumpanorama vom Feinsten.
Vor dem Übergang ließ der Regen nach, aber es pfiff ein kräftiger Wind. Er riss aber auch die Wolken auf und wir konnten das Matterhorn und den Monte Rosa sehen. Wir waren in der Schweiz angekommen! Beim Abstieg begegneten wir einer beachtlichen Schafherde mit einem Hirten und Wanderern aller Altersstufen.     Der Abstieg nach La Fouly zog sich hin. Eine Brotzeit an der Hütte La Peule verkürzte die Strecke und natürlich gab es einen duftenden Schweizerkäse. Corina hatte glücklicherweise Franken dabei. Das Wetter besserte sich deutlich und plötzlich saßen wir in der Sonne. Mit dem Bus fuhren wir später auf einer sehr kurvigen und engen Straße mit einem nervenstarken, italienischen Busfahrer nach Champex Lac, einem richtigen Touristenort. Bei unserem Aufstieg entlang an einem kühlenden Bach waren wir doch weitgehend allein. Eine Corona-Maßnahme in der Schweizer Unterkunft war eine Wand aus Klarsichtfolien zwischen den Tischen. (700 Hm auf, 950 Hm ab)

Tag 4 - Champex Lac Relais d`Arpette nach Trient La Forclaz (Schweiz)

Mit Sonne stiegen wir ausdauernd durch ein hochgelegenes Bergtal hinauf zu einer Scharte. Hier blühten noch üppige Alpenrosen und wir konnten Steinböcke beobachten oder waren es doch Gämsen? Wir hatten Glück – beim Aufstieg durch die Scharte war auch das Blockgestein trocken. Schwitzend erreichen wir das Fenetre d`Arpette (2 665 m). Wir folgen Johanna noch weiter durch das Blockgestein hinauf und saßen wie die Könige auf einem Balkon mit Blick auf den riesigen Trient-Gletscher und die Täler darunter. Ist das nicht der beste Platz für eine ausgedehnte Brotzeit? Bahrams Peakfinder half uns bei der Zuordnung der vielen Berggipfel. Der langgezogene Abstieg mit schon etwas müden Gelenken endete bei dem Berggasthof La Forclaz. Beim Abendessen trafen wir auf zwei „Montblancerlinnen„aus Kalifornien (1 050 Hm auf, 1 140 Hm ab).

Tag 5 - Trient La Forclaz nach Le Tour (Frankreich)

Diese Etappe war doch jetzt ein bisschen ein Seniorentag. Etwas ruhiger und entspannter wanderten wir hinauf zum Col de Balme (2 200 m), wo wir sogar auf Biker trafen und auf ein weitläufiges Skigebiet blickten. Beim gemächlichen Abstieg durch grüne Pisten erkannten wir immer wieder durch die Wolken beeindruckende Nebengipfel - unseren Montblanc leider nicht. Wir trösten uns, dass es ja gute Fotos zu kaufen gibt.
Das Haus des französischen Alpenvereins (CAF du Tour) überraschte uns mit einem exzellenten französischen Essen. (900 Hm auf, 1 150Hm ab)

Tag 6 - La Tour nach Chamonix und Les Contamines (Frankreich)

Der letzte Tag unseres Abenteuers begann zuerst mit einer kurzen Dorfbesichtigung und dem Eindruck, wie es hier vor der Tourismuszeit gewesen sein könnte. Dann stiegen wir geduldig die vielen Serpentinen zusammen mit vielen anderen Wochenendwanderern über den aussichtsreichen Balkon Aiguilles Rouges hinauf Richtung Lac Blanc. Plötzlich standen wir vor einigen Leitern, wo Gertraud zuerst einmal einen Schreck bekam, dann aber mutig die schwierige Stelle überwand. Wir erreichten vorbei an einigen weiteren Seen den berühmten Lac Blanc, wo vor allem Gertraud auf dem Refuge Lac Blanc (2 359 m) eine Stärkung benötigte. Während des ganzen Tages richteten sich unsere sehnsuchtsvollen Blicke zum Montblanc-Massiv. Wir sahen die Aiguille Verte, das Mer de Glaces, die Aiguille du Midi. Es nützte nichts, der Gipfel des Montblanc zeigte sich heute nie in voller Schönheit und blieb für uns ein Mysterium in Wolken. Chamonix erreichten wir dann mit der Bergbahn von La Flegère und genossen stolz ein Eis mitten in der Altstadt. Ganz vornehm fuhren wir dann mit dem Taxi zu unserem Hotel in Les Contamines, denn Johanna hatte trotz aller Kommunikationsprobleme einen Gesamttransport organisiert. Das war ein wirklich angenehmer Abschluss und wir genossen die Fahrt.
Selbstverständlich wurde bei einem hervorragenden Essen mit einem Glas Wein angestoßen, denn wir waren schon ganz schön stolz auf uns. (1 020 Hm auf, 620 Hm ab). Wir waren dann insgesamt 6150 Meter aufwärts, 5 650 Meter abwärts und 80,8 km gelaufen.
Wir danken Johanna sehr herzlich für die perfekte Planung, humorvolle und geduldige Leitung und vor allem auch für die italienische und französische Kommunikation. Es war eine unvergessliche Woche.
Teilnehmer: Johanna unsere Wanderleiterin, Bahram, Corina und Gertraud ▲gks